Illustration Emotionaler Kater

Liebe Theresa, 

Ich leide unter etwas, das ich als emotionalen Kater beschreiben würde. Geht es mir eine Zeit lang emotional und mental schlecht, wirkt sich das im Nachgang immer sehr stark auf meinen Körper aus. Ich bin schlapp, kraftlos, fühle mich wie erschlagen – eben wie bei einem Alkoholkater. Zudem merke ich, dass ich in solchen Phasen oft kränkle. 

Ist das normal oder muss ich mir Sorgen machen?

Liebe Grüße, D.

Liebe(r) D.,

zunächst einmal: Was für eine wunderschöne und sehr treffende Wortkreation! Den emotionalen Kater, wie du ihn (und ich fortan auch) so schön nennst, gibt es tatsächlich – und ich habe ihn sowohl am eigenen Leib, als auch in diversen Coachings mit Klienten schon viele Male erfahren. 

Auch in der Psychologie gibt es ein Wort dafür: Psychosomatik. Dieses  Phänomen funktioniert in beide Richtungen. So können körperliche Beschwerden deine Psyche beeinflussen, oder auch beeinträchtigen, aber auch umgekehrt psychische Beschwerden die Physis. Wenn die Psyche angeschlagen ist, man Schmerz, Trauer, Stress oder, in härteren Fällen, ein Trauma erlebt, reagiert auch der Körper. 

Wo entstehen Freude, Trauer, Ängste und Schmerzen? Wo speichern wir Erfahrungen und Gefühle ab? Ganz genau: Im Gehirn. Es ist, bildlich und einfach gesprochen, die Steuerungskonsole deines Körpers. Und genauso wie während schöner Erfahrungen Endorphine ausgestoßen werden, haben auch negative Erlebnisse physische Auswirkungen auf unser Gehirn – umgangssprachlich können wir hier auch von Stresshormonen sprechen.

Wenn die Psyche angeschlagen ist, man Schmerz, Trauer, Stress oder, in härteren Fällen, ein Trauma erlebt, reagiert auch der Körper. 

Wenn wir traurig, ängstlich oder wütend sind, uns vielleicht sogar in negativen Gedankenspiralen verlieren, bedeutet das für unserer System also vor allem eins: Stress. Und was machen wir idealerweise, wenn wir gestresst sind? Uns ausruhen – bzw. emotional auskatern. Wie nach einer langen Nacht muss dein Körper sich auch nach emotionalem Stress wieder regenerieren indem er zum Beispiel Stresshormone wieder abbaut. Das ist erstmal völlig normal – und völlig okay. 

Problematisch wird es, wenn dieser Kater zum Dauerzustand wird – oder, wie du es beschreibst, man richtiggehend kränkelt. Das weist darauf hin, dass dein Körper Probleme hat, seine Balance wiederzufinden – entweder, weil die Belastung zu groß, oder ihre Dauer zu lang ist. Hier gilt es herauszufinden, was der Ursprung deiner Probleme ist – und was du tun kannst, um diese Belastung für dich zu lösen. 

Dein Körper sagt dir ziemlich eindeutig: “Es ist mir zu viel!” – und es ist sehr wichtig, darauf zu hören. Denn aus kurzen Phasen des Kränkelns können auch ernstzunehmende Langzeitfolgen wie Depressionen, Panikattacken oder Migräne entstehen. 

Dein Körper sagt dir ziemlich eindeutig: “Es ist mir zu viel!” - und es ist sehr wichtig, darauf zu hören.

Mein Rat an dieser Stelle: Achte darauf, was genau diese emotionalen Kater auslöst und wie oft – gibt es Zusammenhänge? Wann hat das mit den Katern angefangen? Ist im halben Jahr davor etwas passiert, was damit in Verbindung stehen könnte? Falls du Auslöser ausmachen kannst: Siehst du für dich Bewältigungsstrategien, um besser mit diesen Situationen umzugehen oder sie sogar zu vermeiden? 

Falls ja, versuche, den Kater Schritt für Schritt loszuwerden, indem du seine Ursache bekämpfst. Und falls nein: sprich unbedingt mit jemandem! Freunden, Familie oder – wenn dich das nicht richtig weiterbringt – einem Profi. Sonst wird aus dem emotionalen Kater eine ausgewachsene Raubkatze – und gegen die kommt man noch schwerer an.

Hast du eine Frage oder brauchst Unterstützung bei einer Herausforderung? Schick gerne eine E-Mail an mot@theresabraun.de